Eckernförde gestern

Geschichte einer kleinen Stadt

Eckernförde entstand aus einigen Fischersiedlungen, die zunächst am Windebyer Noor lagen. Das Gründungsjahr ist nicht bekannt, da aus der Anfangszeit Eckernfördes keine Urkunden, Akten, Privilegien oder andere Papiere vorliegen. Ursache dafür ist wahrscheinlich ein Brand im Jahre 1416, mit dem offensichtlich auch Kirche, Rathaus und Burg zerstört worden sind. Erstmals erwähnt wird der Ort im 12. Jahrhundert (Ekerenvorde 1197). Der dänische König errichtete zu dieser Zeit am Nordufer der inneren Förde (heute Petersberg) eine Burg zum Schutz des Handelsweges nach Schleswig. Als Stadt tritt Eckernförde erstmals in einer Urkunde vom 6. Mai 1302 auf, nach der Eckernförde Stadt ("civitas") ist, einen Rat und eine Bürgerschaft hat sowie ein eigenes Siegel führt. Im Jahr 2002 wird Eckernförde seinen 700. Geburtstag feiern.

Auch die Herkunft des Stadtnamens ist unklar: Einer alten Sage nach stammt er von den Bucheckern oder vielleicht auch von den Ykern (Eichen). Die Sage erzählt, dass in der früh- und hochmittelalterlichen Zeit gewaltige Eichenwälder sich vom heutigen Eckernförde bis in die Nähe von Kiel erstreckten. In diesen Wäldern lebten unzählige Eichhörnchen, die ohne den Boden zu berühren, von Baum zu Baum springend, von Eckernförde bis Kiel gelangen konnten. Das Wappen der Stadt zeigt entsprechend einen Burgturm mit einem darüber springenden Eichhörnchen.

Während ihrer langen Geschichte hatte die Stadt Eckernförde häufig unter Kriegen, Eroberungen und Plünderungen, aber auch unter einer Naturkatastrophe zu leiden, so dass es ihr wirtschaftlich nie besonders gut ging. Dennoch kann man im 17. und 18. Jahrhundert von einer kulturellen und wirtschaftlichen Blütezeit sprechen.

Im 17. Jahrhundert war es die Holzschnitzerfamilie Gudewerdt, die bedeutende Werke der Holzschnitzkunst - besonders Altäre - schuf. Sie sind heute noch zu einem großen Teil in der St.-Nicolai-Kirche zu sehen.

Im 18. Jahrhundert erreichte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung, an dem wesentlich die Familie Otte beteiligt war. Sie gründete Handels-, Schifffahrts- und Fabrikationsunternehmen (Fayencen, Färberei, Spinnerei und Weberei) und errichtete eine Reihe von Gebäuden, von denen einige bis heute erhalten sind.

Eine fröhliche Berühmtheit erlangte das Eckernförder Bier, "ein überaus süßes Bier, welches doch auch zu Sommerzeiten in die benachbarten Stäte kan verführet werden", wie ein zeitgenössischer Chronist um 1730 vermeldet. Cacabelle wurde dieses Bier genannt.

In den Schleswig-Holsteinischen Freiheitskriegen von 1848/49 spielte Eckernförde eine bedeutende Rolle, einmal durch den geistigen Einfluss, den Lorenz von Stein und ein anderer gebürtiger Eckernförder, Karl-Friedrich Lucian Samwer, auf die Unabhängigkeitsbewegung ausübten, zu anderen durch die "Schlacht von Eckernförde" am 5. April 1849. Bei dieser kriegerischen Auseinandersetzung kam der Unteroffizier Theodor Preußer, Kommandant einer der Batterien, ums Leben, als er schiffbrüchige Feinde rettete. Das Linienschiff "Christian VIII." wurde durch die Explosion zerstört, die eroberte Fregatte "Gefion" fuhr später noch in der preußischen und deutschen Marine. Die dänische Herrschaft über die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg ging erst im Krieg von 1864 zu Ende, den Preußen und Österreich für den Deutschen Bund gegen Dänemark führten. Eckernförde wurde weder damals, noch in dem sog. Deutschen Krieg 1866 von irgendwelchen Kampfhandlungen betroffen. Der den Deutschen Krieg beendende Friede zu Prag brachte dann die Eingliederung Schleswig-Holsteins und damit auch Eckernförde in Preußen.

Der Badebetrieb begann im Jahre 1831, und zwar im jetzigen Stadtteil Borby. Zunächst wurde eine Warmbadeanstalt gebaut, 1832 und 1833 kamen ein Herren- bzw. ein Damenbadefloß für das Baden in der Ostsee hinzu. Bad Borby war damit eines der ältesten Bäder des Landes. Es vermochte sich trotz einiger Rückschläge bis zum ersten Weltkrieg gut zu behaupten. Die Kriegszeit und die veränderten Ansprüche des 20. Jahrhunderts hatten das Ende des Bad Borby zur Folge. Die eigentliche Gründung des heutigen Ostseebades Eckernförde am Südstrand erfolgte im Jahre 1922.

1872 wurde die Stadt durch eine schwere Sturmflut betroffen, die erheblichen Zerstörungen in der Altstadt anrichtete. Es folgte eine rasche Stadtentwicklung: Bau von Schulen, Post, Gericht, Gaswerk, Kreisverwaltung, Eisenbahnlinie Kiel-Flensburg (1881). Ein enormer wirtschaftlicher Aufschwung des Fischfangs und der Räucherei trat ein. Dieser Zeit entstammt der größte Teil des heutigen Baubestandes der Altstadt.

Starke Funktionsveränderungen trafen die Stadt in den Jahren 1918 - 1945, und zwar vor allem durch den raschen Niedergang der Fischerei und Räucherindustrie.

Die Marine und die Torpedoversuchsanstalt wurden nach 1937 neue überragende Wirtschaftsfaktoren der Stadt mit zuletzt rund 5000 Beschäftigten. Damit verbunden waren ein rascher Bevölkerungszuwachs und starker Wohnungsbau im Norden und Süden der Stadt. 1934 wurde Borby eingemeindet. Nach 1945 war ein sprunghafter Anstieg der Einwohnerzahl (um fast 10 000) durch den Flüchtlingsstrom über die Ostsee zu verzeichnen. Durch den wirtschaftlichen Aufbau siedelten sich verschiedene Betriebe an, und es entwickelte sich der Fremdenverkehr. Neue Bundeswehranlagen entstanden, verbunden mit einem umfangreichen Wohnungsbau; 1948 - 1977 wurden 5940 Wohnungen errichtet.